Niederlage für die BG - Sieg für den Basketball

(Foto: Lutz Großmann, Westfalenpost)
(Foto: Lutz Großmann, Westfalenpost)

„Wir haben zwar verloren, aber der Basketball hat gewonnen.“ So brachte Tom Kleine aus Attendorn, Sprecher der BG TVO Biggesee/TV Jahn Siegen, das 83:87 (46:42) gegen Citybasket Recklinghausen in der 1. Regionalliga auf den Punkt.

 

Zum ersten Mal hatte die BG ein Heimspiel nicht in Olpe, sondern in der Kreissporthalle Siegen ausgetragen. „Das Experiment ist vollauf geglückt“, befand Tom Kleine nachher. Das bezog er nicht nur auf die Partie selbst, sondern auch auf den Aktionstag. „Der war super besucht.“ Und auch die Regionalliga-Basketballer wurden ihrem Ruf gerecht. Tom Kleine schmunzelnd: „Egal ob wir in Olpe spielen oder in Siegen - es wird immer ein Krimi geboten. Es war wieder unfassbar knapp gegen Recklinghausen, und die Jungs haben auch bis ins vierte Viertel immer geführt.“ Am Ende sei dann „ein bisschen die Puste ausgegangen.“

 

Die Halle war mit etwa 400 Zuschauern gut gefüllt. „Das waren Olper Verhältnisse in Siegen“, so drückte es Kleine aus. Es waren viele Basketball-Interessierte aus Siegen da - natürlich. Aber auch die treuen Fans aus Olpe seien ebenfalls zahlreich in den Nachbarkreis gefahren, um die Mannschaft von Daniel Baethcke zu unterstützen.

 

Wird es in dieser Saison noch ein weiteres Heimspiel des Erst-Regionalligisten in Siegen geben? „Ich könnte mir vorstellen, dass wir das mit unserem Kooperationspartner TV Jahn Siegen nochmal machen. Ob das unbedingt in dieser Saison sein muss? Der Spielplan steht ja eigentlich. Aber es hat Spaß gemacht in der Halle. Mit dem Gastro-Angebot von Siegen, das hat auch gut geklappt. Sie haben sich viel Mühe gemacht.“

 

Nun hat Tom Kleine Vergleichsmöglichkeiten. Gab es Unterschiede zwischen Halle Olpe und Halle Siegen? „In Olpe ist schon eine andere Atmosphäre, in der kleinen Halle. In Siegen sitzt man eher weit weg vom Spiel, in Olpe ist es komprimierter und eher ein Hexenkessel.“ Dass die Baethcke-Team „abtrünnig“ werden könnte, davon geht Tom Kleine nicht aus: „Es bleibt natürlich in erster Linie in Olpe. Schließlich kennen die Jungs die Halle vom Training und vom Spiel.“

 

Vor allem Phillip Becker war es ein ganz besonderes „Heimspiel“. Der Langenholdinghausener ist ein Eigengewächs des TV Jahn Siegen, gilt als größtes Talent in der Region und ist inzwischen eine feste Größe beim Erst-Regionalligisten. Klar, dass Phillip Becker nach der Schlusssirene seine Enttäuschung über die Niederlage nicht verbergen konnte, um sich dann aber doch gemeinsam mit seinen Teamkameraden mit bittersüßer Miene für die Unterstützung von den Rängen zu bedanken. Die Fans spendeten dem Aufsteiger viel Beifall, hatten sie eines der Top-Teams der 1. Regionalliga doch an den Rand einer Niederlage gezwungen.

 

"Es waren nicht nur Basketball-Fans da, sondern auch viele, die sich das einfach mal anschauen und schnuppern wollten. Ich denke, es war eine gelungene Werbung für unseren Sport“, freute sich Lukas Trick, Sportlicher Leiter des TV Jahn Siegen und selbst aktiver Basketballer. Bei ihm liefen die organisatorischen Fäden dieses Basketball-Tages zusammen.

 

Erst auf den letzten Drücker erhielt der TV Jahn Siegen überhaupt die Genehmigung vom Westdeutschen Basketballverband, in der Kreissporthalle ein Regionalliga-Spiel ausrichten zu dürfen. Nachdem mehrere Helfer und auch der eingeplante Hallensprecher eine Stunde vor Spielbeginn erkrankt ausgefallen waren, konzentrierte sich die gesamte Arbeit bei Lukas Trick, der unplanmäßig sogar plötzlich Teil des Kampfgerichts war, um zwischendurch zu einem Wasserschaden im Bereich der Zuschauertoiletten gerufen zu werden. Und als es auf dem Feld in die „Crunchtime“ ging, es immer spannender wurde, musste er die in dieser Phase nicht unwichtige Restspielzeit entweder Richtung Tribüne brüllen oder eine mit den entsprechenden Zahlen beschriftete Pappe hochhalten. Auf der Hauptanzeigetafel gab es nämlich nur den Spielstand zu sehen, sind die anderen Leuchtdioden seit geraumer Zeit defekt.

 

Es musste also an diesem im Zeichen des Basketballs stehenden Abend viel improvisiert werden. „Da müssen wir in Zukunft sehen, dass wir das früher und besser organisieren und auf mehrere Schultern verteilen“, blickte Lukas Trick voraus. In dieser Saison wird es kein weiteres Regionalliga-Spiel der BG in Siegen geben, doch nehmen sich die BG-Vereine eine Neuauflage für die nächste Saison fest vor – vorausgesetzt, die BG TVO/TV Jahn schafft den Klassenerhalt.

 

Die BG-Mannschaft von Trainer Daniel Baethcke hatte die Zuschauer nicht enttäuscht, aber jeweils den Start ins erste und dritte Viertel ein wenig verschlafen. Nur 13 Punkte gelangen im Auftaktsektor, zeigte die BG von der Freiwurflinie Nerven, eine Schwäche, die sich wie ein roter Faden durch diese 40 Minuten zogen. „Das war sehr ärgerlich und auch ein Grund dafür, dass wir verloren haben“. sagte Phillip Becker. Für den 18-Jährigen war es quasi die Rückkehr in sein ehemaliges „Wohnzimmer“, denn in der Jugend des TV Jahn Siegen hat er Basketball gelernt, war immer einer der Besten und hat sich auch bei der BG TVO/TV Jahn schon ins Rampenlicht gespielt.

 

Aber: Auch dank Beckers „Dreier“ glich die BG zum 23:23 aus, entschied das zweite Viertel mit 33:21 für sich und schaffte ein zweites Comeback. Die Halle tobte, als Olpe/Siegen nach drei Vierteln auf 67:67 gestellt hatte. In der Schlussphase aber war der Tabellendritten einen Tick cleverer und kaltschnäuziger als der Lehrgeld zahlende Aufsteiger. Beim Stand von 83:86 standen noch 17 Sekunden auf der Uhr, lag eine Verlängerung in der Luft, doch der Dreier von BG-Topscorer Shawn Scott verfehlte sein Ziel. Als Recklinghausen einen von zwei Freiwürfen zum 87:83 versenkte, hatte sich der Traum vom „Sieg in Siegen“ endgültig erledigt.

 

Zum Schrecken der heimischen Basketballer wurde der Recklinghauser Obi Okafor. Dem gelang die Wahnsinns-Bilanz von 40 Punkten. „Da war am Ende nichts mehr zu machen“, blickte Tom Kleine, Sprecher der BG TV Olpe/Jahn Siegen, zurück, „wir waren zwar kurz davor, das Ding noch zu biegen, aber dann sind die Recklinghauser doch der Favoritenrolle gerecht geworden.“

 

(Bericht: Lutz Großmann und Lothar Linke, Westfalenpost Siegen und Olpe)