Eine bessere Antwort auf den Frust der beiden vergangenen Spieltage konnten die Basketballer der BG TV Olpe / TV Jahn Siegen nicht geben. Mit 96:93 (85:85,32:41) n.V. kämpften sie mit einem unbändigen Willen die mit zahlreichen Spielern der Jugend-Bundesliga durchsetzten Giants von Bayer Leverkusen nieder und verbuchten damit den ersten Auswärtssieg der Saison.
Aber danach sah es lange Zeit nicht aus – genau genommen bis wenige Sekunden vor der Schlusssirene der regulären Spielzeit.
Sorgenfalten machten sich auf der Stirn von Trainer Daniel Baethcke in den Tagen vor dem Trip an den Rhein breit. Drei Spieler seiner Startformation standen nicht zur Verfügung. Waren es in der Woche zuvor gegen Mitaufsteiger Münster Alexander Gerzen und Filip Grabovac, so musste auch Marcel Weiß wegen Krankheit absagen, ebenso Marius Hermsen. Wie sollte das gutgehen, zumal auch noch auswärts?
So standen in der „Starting Five“ neben den Gesetzten Shawn Scott und Bilal Atli der Youngster Phillip Becker, Jan-Eric Schneider und Jessy Kangaba auf dem Feld. Und es sollte quälend lange dreieinhalb Minuten dauern, bis die Gäste den ersten Korberfolg verbuchen konnten. Doch die Bayer-Jungs lagen da schon mit 8:0 vorne. Der Abstand von sechs Punkten wurde dann bis zur ersten Viertelpause (16:22) gehalten, ohne ihn allerdings bis zum Pausentee (32:41) weiter verkürzen zu können.
Dann die aufrüttelnden Worte von Coach Baethcke: „Das können wir noch umbiegen, wir liegen nur neun hinten. Leverkusen ist noch nicht hundertprozentig im Spiel, das kann noch sehr eng werden.“ Und seine Jungs haben zugehört, ebenso wenn Co-Trainer Daniel Klein in den Auszeiten Kurzanalysen und Hinweise auf erfolgversprechende Spielzüge vorstellte.
Gegen Ende des dritten Viertels waren die Gäste schon dicht dran, nur noch 60:63. Ganz stark Phillip Becker, der bereits in der ersten Hälfte entscheidend dazu beitrug, dass der Rückstand nur neun Punkte betrug. „Phillip war einfach super“, lobte Baethcke seinen Youngster, der mit unermüdlichem Laufeinsatz immer wieder die Kreise des Bayer-Guards störte, zumindest massiv einengte. Andererseits überzeugte er auch mit einer Quote von zwanzig Punkten – mit Abstand sein bestes Resultat im zählbaren Bereich.
Gewohnt stark im Rebound wieder Bilal Atli mit zwanzig Aktionen wie Blocks und eingesammelten Fehlwürfen unter dem Korb, womit er auch deutlich die besten Rebounder der Giants ausstach. Ihm gewährte sein Trainer keine Ruhepause – volle 45 Minuten gab er vollen Einsatz. Kaum weniger Shawn Scott, dessen Qualitäten sich auch bis Leverkusen herumgesprochen haben und sicher daher besonderer Obhut erfreute – dennoch 35 Punkte. Da werden natürlich auch Begehrlichkeiten anderer Vereine wach.
Aber außer diesem Trio waren es auch der Franzose Jessy Kangaba, Jan-Eric Schneider und Patrik Frackiewicz, die entscheidend zum Erfolg beitrugen. Weitere Spieler der zweiten Reihe wie Tomy Vicente oder Hüseyin Souleiman haben ihre Chancen genutzt und sich ins Blickfeld des Trainer-Duos Baethcke/Klein gespielt.
Als Shawn Scott zehn Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit zum 85:85 traf, war zumindest ein Teilerfolg erreicht. Doch das gab es schon am zweiten Spieltag, als der Tabellenzweite Recklinghausen dann in der Overtime mit 113:104 noch deutlich das bessere Ende für sich behielt. Am Rhein folgte nun die für Olpe/Siegen ausgleichende Gerechtigkeit. 95.93 der Stand, noch 9,9 Sekunden – und Top-Star Scott versenkte einen von zwei Freiwürfen. Auswärtssieg. Und die Giganten aus Leverkusen bekamen keine Chance mehr für einen Dreier.
Eine unvorstellbare Freude bei den „Black Flyz“ – die Fliegen besiegten die Giganten. Gigantisch. Verständlich der Frust bei Carsten Schul, dem Bayer-Trainer: „Olpe hat hervorragend gekämpft gegen den vermeintlichen Favoriten. Rebound und Verteidigung waren entscheidend für das knappe Spiel.“
Statistik:
Shawn Scott (35), Jan Eric Schneider (3), Phillip Becker (20), Bilal Atli (22), Patrick Frackiewicz (5), Tomy Vicente (5), Hüseyin Souleiman, Michael Bartylak,, Jessy Kangaba (6).
Quadruple-Double für Shawn Scott
Die offizielle Spielstatistik kann die einmalige Ausnahmesituation eines Spielers dokumentieren. In diese Statistik fließen folgende Kategorien, die zweistellig erfüllt sein müssen, ein: erzielte Punktzahl, erfolgreiche Rebounds (offensiv und defensiv), Ballgewinne (Steals) und Assists (Pässe, die zum Korberfolg führen). Wer zwei der Kategorien zweistellig erfüllt, hat ein Double-Double erreicht; bei drei zweistelligen Kategorien handelt sich um ein Triple-Double und schließlich bei vier zweistelligen Kategorien eines Spielers ist es ein Quadruple-Double. „In der US-amerikanischen Profiliga NBA schafften es bisher insgesamt nur vier Spieler, ein quadruple-double zu erzielen“ (Zitat aus Wikipedia). Dieses Quadruple-Double schaffte jetzt Shawn Scott von der BG TV Olpe/TV Jahn Siegen. Seine Werte: 35 Punkte, 11 Steals, 10 Assists und 11 Rebounds.
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Text und Fotos: Volkher Pullmann, Westfalenpost Olpe