"Steht auf, wenn Ihr Olper seid!"

(Foto: Volkher Pullmann, Westfalenpost)
(Foto: Volkher Pullmann, Westfalenpost)

10.12.2022 1. Regionalliga BG TV Olpe/TV Jahn Siegen – BSV Münsterland Baskets Wulfen 91:80 (46:32) 

 

Es war einiges neu an diesem denkwürdigen Abend in der alten Realschulhalle. Das Wichtigste vorab: die BG TV Olpe/TV Jahn Siegen kehrte mit einem überzeugenden 91:80 (46:32) gegen den favorisierten Tabellenvierten BSV Münsterland Baskets Wulfen in die Erfolgsspur zurück - Novum Nummer Eins.

 

Novum Nummer Zwei: neue Zeitmessanlage über den Brettern. Und Novum Nummer Drei machte sich schon lange vor Spielbeginn akustisch bemerkbar: die Hardcore Fangruppe der Gäste. „Wulfen – till I die“ stand auf ihrer etwa drei-mal-vier Meter großen Fahne.

 

Unübersehbar die rund dreißig Fans, auch am Rande der fast randvoll bevölkerten Tribüne nicht zu übersehen. Die Kulisse mag geschätzte rund vierhundert Zuschauer stark gewesen sein – „Ein vorweihnachtliches Geschenk“, konstatierte Daniel Baethcke, Trainer und Macher beim TV Olpe, und „Kompliment an die Gäste-Fans.“

 

Unübersehbar aber auch der unbedingte Siegeswille der Baethcke-Jungs. Es war nicht nur der vermutete Zweikampf der beiden US-amerikanischen Point Guards Shawn Scott von Gastgeber Olpe und Bryant Allan aus Wulfen – mit besserem Ende für Shawn Scott. Mit 31 Punkten drückte sich das auch zahlenmäßig aus. Es war auch der Zweikampf der Fangruppen, deren Trommeln irgendwie an einen Sängerwettstreit im Mittelalter, auch der Antike, erinnerte.

 

Gut, dass die Gastgeber konzentriert – und vor allem mit erheblicher Defensivstärke – in die Partie gingen. Wichtig die Rückkehr von Marcel Weiß nach fünfwöchiger Krankheitspause, der u.a. auch mit insgesamt drei Dreiern seine Fans zu Jubelstürmen hinreißen konnte.

 

Erfreulich bei den Gastgebern die Konstanz, die bei manchen Spielen in der Endphase vermisst wurde – oder auch das Quäntchen Glück. Allein die Partie gegen den Liga-Primus Essen ist ein Beleg, als die BG Olpe/Siegen zu Beginn des Schlussviertels mit fünf Punkten vorne war. Dass die heimischen Korbjäger mit der Hinrundenbilanz von sechs Siegen und sieben Niederlagen als Neuling mehr als zufrieden sind, versteht sich am Rande. „Wenn mir das jemand vor Saisonbeginn angeboten hätte, ich hätte es sofort angenommen“ (Baethcke).

 

Als bei 46:32 die Seiten gewechselt wurden, war natürlich Hochstimmung in der Halle. Und da machte sich ein weiteres Novum bemerkbar. Von einem Einpeitscher konnte man zwar nicht gerade sprechen, aber Robin Hillebrand motivierte am Mikro mit zunehmendem Spielverlauf die Fans zu mehr Aktivität – wenn das überhaupt noch nötig war. In der finalen Minute war alles klar. „Da hatten wir das Spielen eingestellt“, so Daniel Baethcke später und genoss die Standing Ovations der Fans: „Steht auf, wenn ihr Olper seid“ – und sie standen alle auf.

 

Die Gästefans sowieso, aber nicht, weil sie sich als Olper fühlten – sie nahmen die Sitzgelegenheiten kaum wahr. Fahnenschwenken, Trommelwirbel – es nutzte nichts. „Egal wo wir spielen. Wir waren schon dabei, als wir in der Zweiten Bundesliga spielten, wir begleiteten die Wölfe quer durch die Republik, auch mit Übernachtung“, erzählten Nico Kleine-Sander und Chris Krause unisono und lobten die Halle: „Von den Hallen, die wir in der Regionalliga kennen, liegt diese hier im oberen Drittel.“

 

Im oberen Drittel liegen die Wölfe trotz der Niederlage weiterhin, während Olpe/Siegen im unteren Drittel bleibt – und das bei fast gleicher Bilanz. Wulfen sieben Siege, sechs Niederlagen, die heimische BG umgekehrt, aber „dank“ eines Minuspunktes am unteren Ende. Dazu Alex Gerzen, nach langer Verletzungspause auch wieder zurück: „Die Playoffs sind trotz allem nicht unrealistisch und für einen Aufsteiger wäre es sensationell.“ Die Mannschaften von Platz sieben, DTV Köln, bis Platz elf, Olpe/Siegen, weisen dieselbe Bilanz auf – also doch realistisch? Trainer Daniel Baethcke will so weit gar nicht denken: „Für mich zählt allein der Klassenerhalt“.

 

Um dann noch einmal eine Tagesbilanz zu ziehen: „Das war eine tolle Mannschaftsleistung. Die Jungs haben super verteidigt, das war der Schlüssel zum Erfolg. Bilal Atli übertraf sich selbst. Außer 21 Punkten kam er auf siebzehn erfolgreiche Rebounds, dazu noch neun Blocks. „Nur ein Block am Triple Double vorbei“, stellte Baethcke lakonisch fest. Shawn Scott konnte trotz des Zweikampfs mit seinem Pendant auf Wulfener Seite seine hohe Durchschnittsquote bestätigen. „Phillip Becker ist aus der Starting Five nicht mehr wegzudenken“ – und der dankte es mit neunzehn Punkten, persönliche Bestleistung im Trikot der BG.

 

Wichtig war für den Coach, dass er alle Akteure einsetzen konnte. Etwas überraschend der Starteinsatz von Patrik Frackiewicz, seiner starken Leistung in der Rumpftruppe in Essen geschuldet. „Ich habe noch nie in einer derart hohen Liga gespielt“, so der 33-Jährige, fast überwältigt vom Vertrauen seines Trainers. Mit ganzem Herzen dabei auch der zehn Jahre ältere Waldemar Gomer: „Diese Truppe ist für mich wie eine Familie.“ Ebenso war auch auf Filip Grabovac Verlass, der erneut eine starke Vorstellung ablieferte.

 

Kader:

Bilal Atli (21), Shawn Scott (31), Phillip Becker (19), Marcel Weiß (14), Filip Grabovac (4), Patrik Frackiewicz (2), Alexander Gerzen, Jan-Eric Schneider, Tomy Vicente, Mika Knoll, Waldemar Gomer.

 

(Text und Fotos: Volkher Pullmann, Westfalenpost Olpe)

 

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