Sechs Punkte Abzug

Die Meldung kam wie ein Paukenschlag, aber letztlich nicht überraschend. Schließlich schwebte das Problem schon seit längerer Zeit wie ein Damoklesschwert über der BG Olpe/Siegen.

 

Die Statuten des Westdeutschen Basketball-Verbandes schreiben vor, dass ab 1. Regionalliga vier Jugendmannschaften (U12, U14, U16, U18) am WBV-Spielbetrieb teilnehmen müssen. Ist ein Verein dazu nicht in der Lage, gibt es pro nicht gemeldeter Jugendmannschaft drei Punkte Abzug – mithin wären zwölf Punkte fällig.

 

Da es seit Jahren keinen aktiven Jugend-Spielbetrieb im Basketball-Kreis Südwestfalen gibt, richteten die Verantwortlichen der BG Olpe/Siegen eine Anfrage an den Kreis Hagen und den Märkischen Kreis – aber es folgten ablehnende Antworten. „Aus unterschiedlichen Gründen zeigten die Verantwortlich in den beiden Kreisen keine Bereitschaft“, bedauerte Baethcke deren Blockade. „Natürlich haben wir auch in unserem Bezirk gemeldet, aber alles für die Katz.“

 

„Als Alternative böte sich ein Spielbetrieb der Jugend in höheren Ligen wie Landesliga oder Oberliga an. Doch das ist wegen extrem weiter Fahrten weder Trainer, Betreuer oder Eltern zumutbar. Außerdem ist das Leistungsvermögen unserer Jugendmannschaften dafür noch nicht ausreichend“, so Sascha Becker vom TV Jahn Siegen.

 

Fazit: Der WBV teilte jetzt definitiv mit, dass der BG Olpe/Siegen „nur“ sechs Punkte abgezogen werden. Mit der Reduzierung von zwölf möglichen Punkten auf sechs erkannte der WBV die umfangreichen Bemühungen der Verantwortlichen der BG TVO/TV Jahn an.

 

Was das für die Mannschaft bedeutet, kann sich jeder Basketball-Insider selbst ausrechnen. Lange hat Trainer Baethcke den Nackenschlag der Mannschaft vorenthalten: „Ich hatte selbst daran zu Knabbern“, machte er aus seiner Gefühlswelt kein Hehl, „auch die Mannschaft wurde erst jetzt am Mittwoch informiert.“

 

Zu dem Abzug von sechs Punkten kommt auch noch der Minuspunkt hinzu, der auf Grund eines Formfehlers beim Gastspiel in Bonn den hiesigen Basketballern aufgebrummt wurde. Okay. Das ist selbstverschuldet. Doch der Basketballbetrieb führt im Basketballkreis Südwestfalen fast ein Schattendasein. Siegen-Wittgenstein und Olpe leben in einer Basketball-Diaspora. Und an ordentliche Jugendrunden ist hier kaum zu denken.

 

Und jetzt dieser Hammer, der die aktiven Basketballer unverschuldet trifft. Allein der TV Olpe hat in den letzten Jahren intensiv Werbung für Basketball betrieben. Daniel Baethcke in vorderster Front und seine Helfer haben es geschafft, Jungen und Mädchen für diesen Sport zu begeistern. Sie gehen sogar bis in die Grundschulen – und haben auch Erfolg. Zusammen sind in Siegen und Olpe 209 Jugendliche der U12 bis U18 gemeldet – mehr als genug, um vier Jugendmannschaften zu melden. „In der Summe waren es sogar neun Teams, die wir gemeldet haben, aber…“ – und Baethcke lässt den Satz unvollendet.

 

Dass der Klassenerhalt bis zum Saisonende mehr als schwierig wird, war den Verantwortlichen schon im Vorfeld klar. Ob mit dem kurzfristigen Abgang von Shawn Scott, dem absoluten Top-Spieler der Liga, der Abstieg schon besiegelt ist, sei dahingestellt.

 

Es war schon erstaunlich, mit welcher Vehemenz, mit welchem Engagement sich die Mannschaft zuletzt wehrte. Der Überraschungserfolg am letzten Wochenende in Hamm machte plötzlich wieder Hoffnung – sicher auch dank der Neuzugänge. „Shawn ist nicht ersetzbar“, so Trainer Daniel Baethcke, aber die Truppe präsentierte sich mehr denn je als Einheit.

 

Und jetzt dieser Tiefschlag vor dem Heimspiel am Samstag. Wenn die Hertener Löwen um 19.30 Uhr in der Realschulhalle ihre Visitenkarte abgeben, dann war das Hinspiel am sechsten Spieltag fast ein Spiegelbild der Saison. Mit 13 Punkten lagen die Baethcke-Jungs zur Pause vorn – und am Ende stand ein 83:92. Und das Rückspiel wird keineswegs leichter – nicht nur wegen der Personaldecke.

 

Der Stärkste der drei Neuzugänge, Thabiso Mkwanazi, ein Deutscher mit südafrikanischen Wurzeln, hat sich verletzt – ein unglücklicher Einstand. „Wir sind natürlich krasser Außenseiter“, so Baethcke weiter. „Herten hat sich verstärkt mit einem Österreicher. Die Löwen wollen unbedingt in die Playoffs.“ Sie liegen nur zwei Punkte hinter Recklinghausen, dem Achten – und das ist die Position, die für die Playoffs wichtig ist. Daniel Baethcke hofft jetzt „erst recht“ auf eine volle Hütte, dass er und seine Korbjäger einmal mehr den Auftritt vor den eigenen Fans genießen können.

 

(Text: Volkher Pullmann, Westfalenpost Olpe)