Die Basketball-Welt des Hüseyin Souleiman

(Foto: Patrick Kalambayi)
(Foto: Patrick Kalambayi)

Bei den Basketballern in Olpe ist ein neues Kapitel aufgeschlagen worden – Erste Regionalliga. Und das als Spielgemeinschaft TV Olpe und TV Jahn Siegen. Ein ganz spezielles sportliches Kapitel hat aber auch ein junger Basketballer aus Drolshagen in Angriff genommen. Er kommt aus den Niederungen der Bezirksliga mit gerade einmal einjähriger Landesliga-Erfahrung: Hüseyin Souleiman, heute 26 Jahre jung.

 

Das Personalaufgebot der neuen BG Olpe/Siegen ist umfangreich, alle ausgestattet mit deutlich mehr Routine aus höheren Ligen als der Neuzugang aus der Nachbarschaft. „Ich weiß, dass das sportlich sehr schwierig werden würde“, blickt er zurück, „körperlich wie auch taktisch. Aber ich will mich weiterentwickeln.“ Die Kontaktaufnahme mit dem TVO-Trainer Daniel Baethcke bestätigt dies: „Cool, kein Problem, aber du darfst keine großen Erwartungen haben, was deine möglichen Einsatzzeiten betrifft.“

 

Der Grieche aus Olpe

 

So beginnt die Geschichte von einem jungen Mann der auszog, die große Basketballwelt kennenzulernen. Sein Reisepass weist Hüseyin Souleiman als griechischen Staatsbürger aus, wenngleich der Name eher türkisch klingt. Und um diesem möglichen Verwirrspiel noch einen draufzusetzen, steht in seinem Spielerpass „Chousin Souleiman“ – und unter diesem Namen wird er auch in allen offiziellen Statistiken, ob Bezirksliga ob Regionalliga, zu finden sein.

 

Der in Olpe geborene und (noch) in Drolshagen wohnhafte 26-Jährige klärt auf: „Meine Eltern lebten nahe der türkischen Grenze auf der griechischen Seite und kamen irgendwann einmal nach Deutschland, ließen sich in Drolshagen nieder und bekamen zwei Söhne, zuerst Abdul und dann mich.“ Und diese beiden Söhne, von schlanker und hoher Statur, sind schon allein aus diesem Grund für den Basketballsport prädestiniert.

 

Der erste Anlauf in Olpe kam zu früh

 

Doch während der ältere Abdul seinem TuS 09 Drolshagen auch heute noch die Treue hält, packte den jüngeren Souleiman schon vor Jahren einmal nicht gerade das Fernweh, aber die erste sportliche Herausforderung. „Das muss etwa 2013/14 gewesen sein“, blickt Hüseyin in den Rückspiegel, „zusammen mit Kouyate in der zweiten Regionalliga. Da war ich mit meinen siebzehn oder achtzehn noch in der Entwicklungsphase, das kam viel zu früh.“

 

Lehrmeister Serkan Memed

 

Und ging zurück zu seinem Drolshagener Lehrmeister Serkan Memed, der als Spielertrainer in der Rosestadt seit gut zehn Jahren unermüdlich Aufbauarbeit leistet. Noch vor seinem ersten Olper Abenteuer switchte der ehrgeizige „Hüsy“ zwischen Jugend- und Herrenmannschaft.

 

Zeitsprung. September 2022. Das große Abenteuer begann für den Griechen mit türkischen Wurzeln. Erster Spieltag gegen DTV Köln. Vollbesetzte Tribüne in der alten Realschulhalle Olpe. Hüseyin Souleiman nahm Platz auf der Bank, die zu seinem Daueraufenthalt werden sollte – aber nicht zum Auftakt. „Ich bekam etwa fünfzehn Minuten vom Trainer,“ war er selbst überrascht. Dass es aber in der Saison nicht durchgängig war, lag auf der Hand.

 

"Das sind keine Luftpumpen!"

 

„Ich muss ackern, arbeiten, vor allem natürlich im Training“, sagt er weiter, „in der Regionalliga ist eine ganz andere Schnelligkeit gefordert beim Passen und Schießen, das Spielverständnis ist ein ganz anderes. Das verlangt eine enorme Robustheit, wenn du gegen Zwei-Meter-Riesen spielst, das sind keine Luftpumpen. An so viel Power musst du dich erstmal gewöhnen. Und das geht nur über intensives Training. Das merkte ich schon in der Vorbereitung. Ausdauer und Kraft waren wesentliche Komponenten, und es wurde deutlich besser.“

 

Es gab Spiele, da war er permanent Bankdrücker. Wie denn sein Punktekonto bei den verbliebenen Kurzeinsätzen sei? Er überlegt. „Hab ich noch gar nicht so genau nachgedacht. Aber richtig, ich glaube, dass da eine Null steht.“ Am letzten Spieltag hatte er nicht nur eine erfolgreiche Blockaktion, die offizielle Statistik verzeichnete auch einen Versuch von jenseits der Dreierlinie. „Und dann tanzte der Ball auf dem Ring herum und wollte nicht reingehen.“ Schade. Es wäre ein toller Abschluss der Saison für den mal als Flügel, mal als Center eingesetzten Ex-Drolshagener gewesen.

 

Über seine sportliche Zukunft macht sich der gelernte Packmitteltechnologe noch keine weitergehenden Gedanken. „Ich liebe den Sport, egal ob Bezirksliga oder Regionalliga. So lange ich spielen kann, werde ich spielen.“ Vielleicht später mal eine Tätigkeit als Trainer? „Daran denke ich derzeit überhaupt nicht. Aber meinem Bruder Abdul, der die Jugend in Drolshagen trainiert, helfe ich manchmal aus.“

 

Der Vergleich Drolshagen – Olpe?

 

„Ich habe mit vierzehn Jahren in Drolshagen bei Serkan Memed begonnen und bin mit vielen der heutigen Spieler aufgewachsen, man kennt sich schon lange und wir hatten viel Spaß. Der Wechsel nach Olpe war fast wie ein Sprung ins kalte Wasser. Ich musste mich erst reinfinden, aber es war ziemlich locker, cool, es passte. Ich hatte nie das Gefühl, Außenseiter zu sein.“ Allein das Wagnis, von Null auf Hundert, also vier Spielklassen zu überspringen, verdient schon höchsten Respekt.

 

Coach Daniel Baethcke: "Er kann den nächsten Sprung machen!"

 

„Der Sprung von der Landesliga in die Regionalliga ist schon gewaltig. Taktisch muss Hüseyin noch sehr viel lernen, stark an sich arbeiten. Er hat aber nie den Kopf in den Sand gesteckt, auch wenn er wenig gespielt hat. Er will bleiben, ist ein Kämpfertyp. In der Saisonvorbereitung hatte er sein Talent aufblitzen lassen, und jetzt muss er kontinuierlich an sich arbeiten. Dann wird er den nächsten Sprung machen.“