More than a game: 3.500 Euro für die Erdbebenhilfe in Syrien

(Foto: Volkher Pullmann, Westfalenpost Olpe)
(Foto: Volkher Pullmann, Westfalenpost Olpe)

Die Basketball-Familie aus Olpe und Siegen hält wieder einmal zusammen. Unser Spieler Bilal Atli tritt eine besondere Reise in seine Heimat an. Mit im Gepäck: 3.500 Euro Spendengelder der "Black Flyz" für die Erdbebenhilfe in Syrien.

 

Volkher Pullmann von der Westfalenpost Olpe berichtet:

  

Ein strahlender, wenn auch frischer Frühlingstag war der äußere Rahmen für eine ganz besondere Spendenübergabe. Viele Basketballfreunde der drei Teams des TV Olpe, dazu jede Menge junge Leute, die auch samstags bei den Heimspielen mitfiebern – und jetzt „ihren Syrer“, den Topscorer, auf Zeit verabschieden wollen. Und auch die Gruppe des Josefshauses aus Eckenhagen, wo Bilal Atli als Erzieher arbeitet, ließ es sich ebenfalls nicht nehmen, den Weg nach Olpe zu finden.

 

Mit leeren Händen wird Bilal Atli nicht in das vom Erdbeben in starke Mitleidenschaft gezogene Aleppo fliegen. Im Gepäck hat er 3500 Euro.

 

Hilfe für die Familie in Aleppo

 

Annähernd viertausend Kilometer sind es von Olpe nach Aleppo, die der Mohammed Bilal Atli, so steht sein Name im Spielerpass, jetzt per Flieger bis Beirut und dann mit Mietwagen in seine Heimatstadt zurücklegt. Ein Besuch bei seinen Eltern steht bevor. Die „Reise“ – besser die Flucht – von Aleppo nach Olpe 2015 war unvergleichbar schwieriger, dauerte Monate und führte von der türkischen Küste im Schlauchboot über Griechenland bis nach Düsseldorf. Schließlich war die Flüchtlingsunterkunft in Reichshof sein erstes festes Domizil in Deutschland.

 

„Zum ersten Mal nach meiner Flucht war ich im Vorjahr wieder bei meinen Eltern“, erzählt der Top-Basketballer, der sich schnell in die Herzen der Olper Fans gespielt hat. „Aber das war nur für drei Wochen, jetzt will ich länger bleiben, etwa zwei, drei Monate, den Eltern helfen.“ Bis zu seinem Besuch im letzten Jahr hatte die Familie die massiven Schäden der Bombenangriffe 2015, die während des Bürgerkriegs ganz Syrien terrorisierten, mehr oder weniger behoben.

 

Der Vater ist praktisch veranlagt – er ist Tischler. Seine Söhne konnten nicht alle anpacken. „Einer lebte damals schon in Saudi-Arabien, einer meiner Brüder und ich waren ja in Olpe. Nur zwei Brüder sind in Aleppo geblieben.“ Jetzt also der zweite Heimatbesuch. „Ich wollte Basketballprofi werden“, so Bilal Atli weiter zu seinen ursprünglichen sportlichen Plänen. Er war in Syrien U18-Nationalspieler, der Sprung in die Nationalmannschaft war möglich – und er studierte in Syrien Sport. Das war einmal.

 

Bilal packt vor Ort mit an

 

Jetzt aber will Bilal Atli richtig anpacken, keine fein dosierten Bewegungsabläufe, um den Ball ins Ziel zu bringen. „Zwei, drei Monate bleibe ich dort.“ Die Spende will er aber nicht allein für die Familie, sondern denkt auch an Verwandte, Freunde, die finanzielle Unterstützung noch nötiger haben. „Typisch Bilal“, bemerkt "Black Flyz"-Sprecher Tom Kleine, „selbst da ist er mannschaftsdienlich.“ Ein echter Teamleader.

 

Der Anlass dieses Jahr ist wieder eine Katastrophe, aber keine vom Menschen gemachte. Als die Eurasische und Afrikanische Erdplatten Anfang Februar kollidierten, hatte das verheerende Auswirkungen auf den Südosten der Türkei sowie den Nordwesten Syriens. Die Wohnung der Familie Atli, im Zentrum von Aleppo im vierten Stock, blieb nicht unverschont – doch das Gebäude blieb stehen. „Es ist nicht einsturzgefährdet. Viele andere Häuser im Zentrum der Stadt sind entweder sofort eingestürzt oder müssen abgerissen werden“, gibt der sportliche Sympathieträger die Aussagen der Experten vor Ort wider.

 

Etwa achthundert Euro muss er für Hin- und Rückflug hinblättern, dazu kommen die Kosten für den Mietwagen. Jetzt haben sich die Verantwortlichen und Gönner des Olper Basketballs auf dem Marktplatz in Olpe getroffen. Ziel der Aktion: die Spendenübergabe. Der Betrag über 3500 Euro wird das Reisegepäck nicht belasten – dafür aber die hohen Kosten für Flug und Materialbeschaffung vor Ort etwas entlasten.

 

Basketball in Syrien

 

„Die Eltern hatten ja noch Glück, dass unsere große Wohnung weiter bewohnbar bleiben kann. Aber allein an die notwendigen Materialien zu kommen, ist sehr schwer. Es sind ja unzählig viele Menschen vom Wiederaufbau oder auch nur Reparaturarbeiten betroffen.“ Bei Bilal Atli ist das Geld gut aufgehoben. Aber er denkt auch an den Sport, an Basketball natürlich, und will sich fithalten. „Mein alter Verein Alahli Aleppo, der in Syrien in der ersten Liga spielt – das entspricht in Deutschland der Pro B – kann im Juli bis ins Finale kommen. Vielleicht kann ich vorher beim Training mitmachen.“ Bei einem solchen Topspieler wird auch eine syrische Erst-Liga-Mannschaft nicht „nein“ sagen.

 

Bei der Spendenaktion auf dem Marktplatz war Bilal Atli sehr ergriffen: „Als ich hierher bestellt wurde, hatte ich keine Ahnung, was das werden sollte. Ich finde einfach keine Worte, einfach nur geil.“

 

Der Initiator des Spendenaufrufs, Holger Wagner, war aus gesundheitlichen Gründen verhindert. „Es ist gerademal eine gute Woche her, als Holger per WhatsApp zunächst die dritte Mannschaft der BG Olpe/Siegen um Spenden bat. Es folgten die Helfergruppe und so breitete sich die Spendenbotschaft wie ein Buschfeuer aus“, sagte Daniel Baethcke. Mit Erfolg: über siebzig Spender waren dabei.

 

Gute Reise, Bilal!

Alex Gerzen (links) bei der Spendenübergabe an den verblüfften Bilal Atli. (Foto: Tom Kleine)
Alex Gerzen (links) bei der Spendenübergabe an den verblüfften Bilal Atli. (Foto: Tom Kleine)